Zahlungsmoral europäischer Unternehmen am Wendepunkt
Von einer Zäsur in der Zahlungsmoral europäischer Unternehmen und Privatkunden berichtet die Studie Europäische Zahlungsgewohnheiten 2016 des Finanzdienstleisters EOS. Hierfür wurden 3.000 Finanzexperten aus 14 europäischen Ländern und den Branchen Handel, Industrie und Dienstleistungen bezüglich ihrer aktuellen Erfahrungen und Einschätzungen hinsichtlich nationaler Zahlungsgewohnheiten und eigener Zahlungserfahrungen befragt. Zusammenfassend lassen sich die Studienergebnisse damit, dass der “durchschnittliche Anteil verspätet beglichener und ausfallender Rechnungen in Europa auf Vorjahresniveau stagniert”. Rund ein Viertel (23 Prozent) der offenen Forderungen werden demnach europaweit zu spät beglichen oder fallen gar komplett aus. 83 Prozent der deutschen Kunde zahlen offene Rechnungen innerhalb der vorgegebenen Frist. Mit einem Anteil von “nur” 17 Prozent überfälliger Forderungen liegt Deutschland damit an der Spitze der fristgerechten Zahler – und das bei den europaweit durchschnittlich kürzesten Zahlungszielen (16 Tage für Privatkunden, 26 Tage für Geschäftskunden). Der europäische Durchschnitt von Zahlungsfristen beträgt 36 Tage.
Besorgniserregende Schere zwischen Ost- und Westeuropa
Betrachtet man die Studienergebnisse zur Zahlungsmoral in Europa geografisch, zeigt sich, dass die schon 2015 bestehende Schere zwischen Ost- und Westeuropa weiterhin Bestand hat. So wurden 2016 im westlichen Teil des Kontinents 80 Prozent der offenen Forderungen fristgerecht beglichen. In Osteuropa hingegen waren es nur 74 Prozent. Im Vorjahresvergleich bedeutet das eine Abnahme von je 1 Prozent in beiden Teilen Europas. Zugenommen hat hingegen der Anteil der Forderungsausfälle, den osteuropäische Unternehmen in der Slowakei, Ungarn und in Griechenland verkraften müssen. Auf je 5 Prozent stieg die Quote hier und im Vergleich zum Vorjahr. Europaweit lag dieser Wert im laufenden Jahr bei 3 Prozent.
Weiterhin müssen Firmen aus Bulgarien und Griechenland sehr geduldig sein, was das Begleichen ihrer offenen Forderungen angeht: 25 respektive 26 Tage nach Ablauf der sowieso schon großzügigen Zahlungsfristen von 47 Tagen in Griechenland und 36 Tagen in Bulgarien, warten sie demnach weiterhin auf ihr Geld. Deutschland und Spanien führen auf westlicher Seite das Ranking der Kunden mit dem längsten Zahlungsverzug an (durchschnittlich 23 Tage) an – bei recht strengen Zahlungszielen, wohlgemerkt (Deutschland 23 und Spanien 40 Tage). Im Mittel betrachtet, so die EOS-Studie, mussten europäische Unternehmen mit einer Überziehung der gesetzlichen Zahlungsfristen von 21 Tagen rechnen.
Außerdem zeigt die Untersuchung an dieser Stelle einen interessante Zusammenhang auf, was einerseits die europaweit verlängerten Zahlungsfristen in 2016 und die andererseits abnehmende Zahlungsmoral genau dann und dort angeht, wo eben diese Fristen ausgebaut wurden: “Im europäischen Durchschnitt haben Kunden 36 Tage und damit zwei Tage länger Zeit als 2015, um Rechnungen zu begleichen. […] Was kulant erscheint, könnte für Unternehmen zum Verhängnis werden. Denn ein Vergleich der Studienergebnisse der vergangenen Jahre hat gezeigt: Je kürzer die Zahlungsziele, desto besser die Zahlungsmoral. Die aktuell zu beobachtende Verlängerung der Fristen, könnte demnach auf einen zukünftigen Negativtrend hindeuten. “
Gründe für offene Forderungen
Die Gründe, warum Kunden von europäischen Unternehmen ihre offenen Rechnungen zu spät oder überhaupt nicht begleichen, lassen sich laut EOS-Studie vor allem in momentanen Liquditätsengpässen wie auch in Zahlungsausfällen bei eigenen Kunden festmachen. Das zumindest geben 51 respektive 35 Prozent der Befragten an. Als weitere Begründungen folgen das Ausnutzen von Lieferantenkrediten (31 Prozent) und die aktuelle konjunkturelle Lage (22 Prozent). Fast ein Fünftel (17 Prozent) zahlt seine Rechnungen nicht pünktlich, weil ihnen Professionalität bei der Rechnungsbearbeitung fehlt. Perspektivisch betrachtet, setzen nur 25 Prozent der Unternehmen auf eine Verbesserung der Zahlungsmoral ihrer Geschäftskunden, wobei osteuropäische Firmen mit 28 Prozent optimistischer als jene in Westeuropa (21 Prozent) sind.
Professionelles Forderungsmanagement macht den Unterschied
Möchte man als (europaweit tätiges) Unternehmen dieser Zäsur in der B2B- oder auch B2C-Zahlungsmoral proaktiv begegnen, empfiehlt es sich, das eigene Forderungsmanagement noch stärker zu professionalisieren. Schließlich können “nur” 17 Prozent überfälliger und 3 Prozent ausgefallener Forderungen die Existenz vieler Unternehmen bedrohen. Auf eine Besserung der Zahlungsmoral oder gar ein Einsehen der Geschäftspartner und Kunden zu warten, ist sicher eine Alternative, wenngleich wohl auch nicht die beste. Viel effizienter nämlich ist es, das Forderungsmanagement aktiv zu betreiben – mit dem regresslosen Verkauf offener oder auch bereits ausgefallener Forderungen über unsere Debitos Forderungsbörse.
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