Studie: Zunahme bei Forderungsausfällen in Westeuropa
Andreas Tesch, Vorstandsmitglied von Atradius N.V., stuft die aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen in Westeuropa als bedenklich ein. Diese Analyse basiert auf den Ergebnissen des Zahlungsmoralbarometers Frühjahr 2012, der vom Kreditversicherer veröffentlicht wurde. 5.400 Unternehmen aller Branchen und aus 27 Ländern wurden im Sommer 2011 für diese Studie nach ihren Erfahrungen und Einschätzungen bzgl. folgender Aspekte befragt:
- Gewährung von Lieferantenkrediten bzw. Zahlungen auf Ziel
- Zahlungsverhalten der Firmenkunden
- Forderungsmanagement im Unternehmen
- Liquiditätsmanagement
Wie die folgende Übersicht zeigt wird im kommenden halben Jahr insgesamt eine höhere Quote von Forderungsausfällen in Westeuropa erwartet:
Zahlungsziele in weiter Ferne: Verschlechtertes Risikoumfeld in Griechenland
Parallel zur Euro-Krise führt Griechenland die Liste der Länder mit der schlechtesten Zahlungsmoral an. So warten griechische Unternehmen im Durchschnitt 92 Tage (Zahlungsziel im Durchschnitt bei 77 Tagen), bis sie ihre Rechnungen auch gegenüber deutschen Unternehmern begleichen. Zudem mussten 6% der offenen Forderungen gegen griechischen Firmen als Totalausfall verbucht werden. Ähnlich schlecht ist die Lage bei spanischen Firmen, die bei einem Zahlungsziel von durchschnittlich 74 Tagen noch 13 Tage mehr zur Begleichung offener Forderungen benötigen. Daher verwundert es nicht, dass 75% der Studienteilnehmer in den kommenden sechs Monaten eine weitere Verschlechterung der Zahlungsmoral erwarten.
Forderungsverkauf beugt Zahlungsausfällen vor
Deutsche Firmen warten bei über einem Drittel (37%) aller internationalen Rechnungen vergebens auf eine pünktliche Begleichung. Gerade für die Exportnation Deutschland ist die Prüfung der Liquidität und Bonität ausländischer Geschäftspartner eine große Belastung. Es steigt die Nachfrage nach Forderungsausfallschutz und nach innovativen Finanzierungsmodellen. Die Debitos Forderungsbörse beispielsweise schafft für Unternehmen die Möglichkeit, durch den Verkauf offener Forderungen Liquidität auf Abruf zu generieren. Durch den regresslosen Verkauf lassen sich darüber hinaus Forderungsausfälle verhindern und das in unbezahlten Forderungen gebundene Kapital freisetzen. Angesichts der befürchteten weiteren Verschlechterung der Zahlungsmoral in Euro-Krisen-Ländern ist auch mit einer restriktiveren Kreditvergabe lokaler Banken zu rechnen. Ein Grund mehr, den unternehmenseigenen Finanzierungsmix um den Forderungsverkauf zu erweitern und sich damit ein Stück unternehmerische Unabhängigkeit zu sichern.