Nachrichtenagentur dapd in Insolvenz nach ESUG
Die Nachrichtenagentur Deutscher Auslands-Depeschendienst (dapd) liefert unfreiwillig Schlagzeilen aus eigenem Haus, und zwar in Form eines Antrages auf Insolvenz in Eigenverwaltung (ESUG) beim Amtsgericht Berlin-Charlottenburg. Bisher sind acht Gesellschaften der dapd-Gruppe und somit 299 von insgesamt 515 Mitarbeitern betroffen. Bereits die September-Gehälter mussten laut Aussage der Düsseldorfer Kanzlei Metzeler durch die Bundesagentur für Arbeit in Form von Insolvenzgeld übernommen werden. Bis Ende November wird sich hieran nichts ändern. Zumindest in der Weiterführung ihrer operativen Tätigkeiten unberührt bleiben hingegen die Muttergesellschaft dapd media holding AG und weitere 18 Gesellschaften. Sie befinden sich (noch) nicht in Insolvenzverfahren.
Tagesgeschäft geht weiter
Bereits in der Vergangenheit haben wir von Debitos über Unternehmen berichtet, die Insolvenz nach dem ESUG-Schutzschirmverfahren beantragt haben. Einige davon konnten sich innerhalb des Verfahrens erfolgreich neu aufstellen. Hoffentlich kann auch die dapd eine dieser Erfolgsgeschichten werden. In jedem Fall bleiben dem nunmehr alleinigen Geschäftsführer Wolf von Fecht drei Monate Zeit, um die Überlebenschancen der Gesellschaft zu prüfen und Sanierungskonzepte vorzulegen. Bis dahin läuft das Tagesgeschäft wie gewohnt weiter. Hierfür wurde der Berliner Anwalt Christian Köhler-Ma als Insolvenzverwalter bestellt. Auch für ihn bieten wir mit unserer Forderungsbörse eine attraktive Möglichkeit, um kurzfristig die Liquidität zu erhöhen. Die bisherigen Geschäftsführer Martin Vorderwülbecke und Cord Dreyer scheiden mit sofortiger Wirkung aus der Geschäftsführung aus, wobei Dreyer weiterhin als Chefredakteur beratend wirken wird.
Unverständnis herrscht vor
Erschreckend finden nicht nur die dapd-Mitarbeiter die Meldung vom Ausstieg der beiden Gesellschafter Martin Vorderwülbecke und Peter Löw. Auch ein großer Teil der deutschen Presselandschaft ist schockiert über die Art und Weise der Kommunikation über die Pleite. Die Nachricht über die Insolvenz erreichte die dapd-Belegschaft ebenso wie den Vorstand überraschend. „Die Marke dapd ist ruiniert,“ kommentiert der Publizist Christian Jakubetz die Entwicklungen bei der dapd. Man habe eine aggressive Einkaufs-, Preis -und Personalpolitik betrieben, auch um den Branchenprimus und Marktführer DPA auszustechen. Der unverhoffte Weg zum Amtsgericht zeigt, dass dies nicht das richtige Vorgehen war.