Mehr Firmeninsolvenzen im 1. Halbjahr 2013
Die Wirtschaftsauskunftei Bürgel veröffentlichte jüngst die Zahl der „Firmeninsolvenzen 1. Halbjahr 2013“. Die Resultate sind in gewisser Weise Ausdruck einer neuen Entwicklung: Nach drei Jahren, in denen die Unternehmenspleiten kontinuierlich abnahmen, gibt es erstmals wieder mehr Firmeninsolvenzen in Deutschland. So mussten im Halbjahr des laufenden Jahres 15.349 Unternehmen den Weg in die Insolvenz antreten. Verglichen zum Vorjahreszeitraum entspricht dies einem Plus von 1,8 Prozent. Ebenso wenig erfreulich gestaltet sich auch der Ausblick auf das Gesamtjahr 2013. Hier rechnet Bürgel mit bis zu 30.500 Firmeninsolvenzen. Sollten sich diese Berechnungen bestätigen, dann wären zum Jahresende knapp 3 Prozent (oder knapp 9.000) mehr Unternehmen in die Insolvenz gerutscht als noch 2012. Der Anstieg der Firmeninsolvenzen scheint in Anbetracht einer anziehenden Konjunktur in Deutschland zunächst widersprüchlich zu sein. Dies erklärt Bürgel Geschäftsführer Dr. Norbert Sellin folgendermaßen: „Konjunkturprognosen spiegeln die Zukunftserwartungen wider. In den Insolvenzstatistiken zeichnet sich hingegen die Vergangenheit ab.“
Je nach Region und Branche große Unterschiede bei Insolvenzen
Sowohl in Bezug auf die Branchen wie auch die einzelnen Bundesländer zeichnen sich teils erhebliche Unterschiede bei der Zahl der Insolvenzen ab. Besonders häufig müssen Unternehmen der Druckindustrie, des Textilgewerbes sowie des Speditions- und Logistikgewerbes Insolvenz anmelden. Andere Branchen drücken aufgrund der immer noch bestehenden Unsicherheit der Schuldenkrise stark auf die Kostenbremse und drosseln ihre Investitionen signifikant. Regional betrachtet, ist Nordrhein-Westfalen mit 5.777 Insolvenzen bzw. einer Insolvenzquote von 79 Pleiten je 10.000 Unternehmen das am stärksten betroffene Bundesland. Aber auch Sachsen-Anhalt (61 Insolvenzen), Sachsen (61 Insolvenzen), Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen (je 53 Insolvenzen) und Berlin (51 Insolvenzen) liegen über dem Bundesdurchschnitt von 49 Pleiten je 10.000 Unternehmen. Bayern, Baden-Württemberg und Brandenburg hingegen befinden sich mit Werten von 33, 35 und 39 Insolvenzen deutlich unter dem Durchschnitt.
Schlechtes Zahlungsverhalten führt zu Unternehmenspleiten
Neben unternehmerischen Fehlentscheidungen und der lahmenden Konjunktur in Europa sind es vor allem das schlechte Zahlungsverhalten einiger Kunden und daraus resultierende Liquiditätsengpässe, welche einen Teil der Unternehmen letztlich in die Pleite geführt haben. In Summe entstanden Gläubigern auf diese Weise im ersten Halbjahr des laufenden Jahres Schäden in Höhe von 16,3 Milliarden Euro (ein Zuwachs von 1,6 Prozent verglichen zum Vorjahreszeitraum). Auch weil durch schlechte Zahlungsmoral ausgelöste Liquiditätsengpässe letztlich Insolvenzen auslösen können, bietet sich ein selektiver Verkauf von Forderungen über die Debitos Forderungsbörse an. So kann Liquidität genau dann generiert werden, wenn sie im Unternehmen benötigt wird. Das wirkt Finanzierungsschwierigkeiten entgegen, schafft mehr finanziellen und unternehmerischen Spielraum und entschärft die Gefahr, dass gesunde Unternehmen durch gefährliche Dominoeffekte in eine wirtschaftliche Schieflage geraten.