February 5, 2025 12:43 pm

Italienischer NPL-Ausblick 2025: Steigender makroökonomischer Pessimismus als Hintergrund für sinkende Primär- und steigende Sekundärvolumina

Die wirtschaftlichen Aussichten für Italien haben sich Anfang 2025 allmählich verschlechtert, da italienische Unternehmen zunehmend besorgt über die Möglichkeit eines neuen internationalen Handelskriegs sind, der das Wachstum beeinträchtigen könnte.

 

Die BIP-Prognosen für 2025 liegen zwischen 0,8 % und 1 % und deuten auf eine bescheidene Erholung gegenüber den geschätzten 0,5 % im Jahr 2024 hin. Diese Prognosen könnten jedoch die Risiken im Zusammenhang mit der Wiederwahl von Präsident Donald Trump und seinen geplanten Zöllen auf europäische Importe unterschätzen, die das verlangsamte Wachstum im Euro-Raum weiter verschärfen und die internationale Nachfrage senken könnten. Die USA sind ein wichtiger Handelspartner für Italien. In den ersten acht Monaten des Jahres 2024 gingen italienische Exporte im Wert von 43,3 Milliarden Euro in die USA, laut Daten von BNP Paribas. Italiens erheblicher Handelsüberschuss steht durch Trumps protektionistische Politik auf dem Spiel, was Risiken für Italiens exportorientierte Sektoren mit sich bringt.

 

Die inländische Nachfrage wird voraussichtlich Italiens Wachstum im Jahr 2025 antreiben, so das Italienische Nationale Institut für Statistik (INIS). Eine aktuelle Umfrage der Bank von Italien (BoI) hebt die Erwartungen an eine Investitionsexpansion in der ersten Jahreshälfte hervor. Allerdings berichten Unternehmen von ungünstigen Investitionsbedingungen aufgrund wirtschaftlicher, politischer und handelsbezogener Unsicherheiten.

 

Die OECD bietet einen gemischten Ausblick für das Jahr. Während das Auslaufen der Superbonus-Steuergutschrift für Wohnungsrenovierungen die Bauaktivitäten belastet, könnte eine beschleunigte Ausgabenpolitik im Rahmen des italienischen Konjunktur- und Resilienzplans (RRP) das Wachstum ankurbeln und externe Gegenwinde teilweise ausgleichen. Laut der Europäischen Kommission wird die Gesamtinflation für 2025 voraussichtlich auf 1,1 % sinken, da sich die Energiepreise stabilisieren. Zudem wird der nachlassende Lohndruck für etwas Entlastung sorgen. Gleichzeitig wird erwartet, dass die EZB weiterhin die Zinssätze senkt, wobei Capital Economics eine schrittweise Senkung von derzeit 3,0 % auf 1,5 % bis zum dritten Quartal 2025 prognostiziert.

 

Italien braucht Wachstum, um die Defizit- und Schuldenziele der Europäischen Union zu erreichen, die bis 2026 unter der 3 %-Grenze der EU liegen sollen. Im Jahr 2024 wurde das Staatsdefizit auf 3,8 % des BIP geschätzt, nach 7,2 % im Jahr 2023. Für 2025 wird ein weiterer Rückgang auf 3,4 % prognostiziert, gefolgt von 2,9 % im Jahr 2026, so die Europäische Kommission.

 

Konsolidierung des Bankensektors

Die Konsolidierung verändert den italienischen Bankensektor, da Banken nach größerer Skalierung, Kapitaloptimierung und einer stärkeren technologischen Integration bei der Verwaltung notleidender Vermögenswerte und Kreditverkäufe streben – innerhalb eines sich rasch entwickelnden regulatorischen Rahmens. Jüngste Entwicklungen zeigen jedoch eine bemerkenswerte Verschiebung hin zu traditionell seltenen, unaufgeforderten Angeboten.

Mitte Dezember startete UniCredit offiziell ein freiwilliges öffentliches Umtauschangebot in Höhe von 10,1 Milliarden Euro für Banco BPM, um Skaleneffekte zu steigern und seine europäische Präsenz auszubauen. Dies folgt auf UniCredits Versuch, die deutsche Commerzbank zu übernehmen, nachdem es im September erstmals eine 9%-Beteiligung erworben hatte. UniCredits Anteil an der Commerzbank ist auf 28 % gestiegen. Allerdings befürchtet die deutsche Regierung, dass die Übernahme die finanzielle Souveränität Deutschlands gefährden könnte.

 

Das Übernahmeangebot von UniCredit für BPM hat auch die italienische Regierung besorgt, da es ihren Plan gefährden könnte, eine Fusion zwischen BPM und der staatlich unterstützten Monte dei Paschi di Siena zu vermitteln. Am 8. Januar reichte Banco BPM eine Kartellbeschwerde ein und bezeichnete das Angebot als „Killer-Akquisition“, die darauf abzielt, den Wettbewerb auszuschalten und die geplante Übernahme von Anima Holding zu torpedieren. Das Angebot stößt zudem auf politischen Widerstand, da die italienische Regierung erwägt, die „goldene Macht“ zu nutzen, um Banco BPM als strategisches Gut zu schützen. Analysten gehen davon aus, dass UniCredit sein Angebot erheblich erhöhen muss, um die Zustimmung der Aktionäre zu gewinnen, was auf eine kontroverse und potenziell langwierige Verhandlung hindeutet.

Anfang Januar kündigte Banca Ifis ein freiwilliges öffentliches Kauf- und Umtauschangebot zur Übernahme von 100 % der Illimity Bank an, wodurch das Geschäft auf rund 298 Millionen Euro bewertet wird. Falls erfolgreich, wird die Transaktion die Position von Banca Ifis im Spezialfinanzierungssektor stärken, ihre KMU-Kundenbasis erweitern und jährliche Synergien von schätzungsweise 75 Millionen Euro bringen. Zudem würde sie die Kosteneffizienz verbessern und den Zugang zu neuen Marktsegmenten ermöglichen, bleibt jedoch abhängig von regulatorischen Genehmigungen.

NPL-Ausblick

Italiens notleidende Kredite (Non-Performing Exposures, NPEs) stiegen laut PwC im ersten Halbjahr 2024 leicht auf 54,8 Milliarden Euro an und beendeten damit einen zehnjährigen Rückgang. Dies wurde durch jährliche Zuflüsse in Höhe von 17 Milliarden Euro nach Jahren der Stabilisierung verursacht. Der Anstieg der NPEs war hauptsächlich auf italienische Bankkredite an deutsche und französische Unternehmen zurückzuführen. Kredite, die als „Unlikely-to-Pay“ (UtP) gelten, bleiben der Hauptbestandteil (53,8 %) der notleidenden Kredite. Der Bestand an faulen Krediten sank auf 19,6 Milliarden Euro, während der Bestand an überfälligen Krediten leicht auf 5,7 Milliarden Euro anstieg.

 

Grafik 3: Aufschlüsselung der Brutto-Forderungsausfälle nach Wirtschaftssektor (H1-2024)

250205 Italian NPL outlook 2025

(Quelle: PwC-Analyse basierend auf Banca d’Italia „Banche e istituzioni finanziarie: condizioni e rischiosità del credito per settori e territori“, Juni 2024.)

 

Die Ausfallraten in Italien werden voraussichtlich in den nächsten 12 Monaten moderat ansteigen, insbesondere in der Fertigungsindustrie sowie im europäischen Gewerbeimmobilien- (CRE) und KMU-Sektor. Dennoch zeigte das italienische Bankensystem Widerstandsfähigkeit, mit einem Rückgang der Stufe-2-Kredite um 17 % auf 177 Milliarden Euro.

 

Die jährlichen NPL-Transaktionen wurden für 2024 auf 11,4 Milliarden Euro geschätzt und kehren damit auf das Niveau vor 2017 zurück. Dies spiegelt sowohl einen geringeren NPE-Bestand im Bankensystem als auch leicht ungünstige makroökonomische Bedingungen wider. Allerdings steigen die Verkaufspreise für NPL-Portfolios leicht an, da der Wettbewerb zunimmt und die Volumina sinken. Banken haben ihre Strategien auf Risikominimierung und Risikoteilung durch „Originate-to-Distribute“-Modelle ausgerichtet.

 

Grafik 1: Entwicklung der NPL-Transaktionen auf dem italienischen Markt (Mrd. €)

250205 Italian NPL outlook 2025

(Quelle: PwC-Schätzungen basierend auf öffentlichen Informationen und Marktgerüchten.)

 

In den nächsten zwei Jahren werden die jährlichen NPL-Transaktionsvolumina laut Banca Ifis auf 18 Milliarden Euro bzw. 5 Milliarden Euro prognostiziert. Zudem sind die gesamten NPEs in Italien in den zehn Jahren bis 2024 um rund 71 Milliarden Euro gesunken und werden bis 2026 voraussichtlich auf 84 Milliarden Euro sinken.

 

Grafik 2: Geschätzte Gesamthöhe der italienischen NPEs (Milliarden €)

Quelle: Forschungsabteilung der Banca Ifis; interne Schätzungen aus der NPL-Marktdatenbank der Banca Ifis, der Bank von Italien, Unirec und den Budgets der Servicer.

 

Während die Primärverkäufe von NPEs voraussichtlich gedämpft bleiben, wuchs die Aktivität am Sekundärmarkt und machte 2024 bereits 30 % aller Transaktionen aus. Regulatorische Veränderungen, einschließlich der Sekundärmarktrichtlinie, werden die Zahl potenzieller Käufer auf dem NPL-Markt erhöhen. Gleichzeitig erfordert dies jedoch eine neue regulatorische Struktur sowie verstärkte Aufsicht durch die Banca d’Italia.

Dieser Artikel wurde verfasst von Timur Peters

Timur Peters ist der Gründer der Debitos GmbH. Er hat ein Diplom in Wirtschaftsrecht (FH), Schwerpunkt Bank- und FDL-Recht.
Er hat mehr als 10 Jahre Erfahrung im Finanzbereich. Vor der Gründung von Debitos war er verantwortlich für den Vertrieb von Software an Banken und Finanzdienstleister in der Region D/A/CH für die Firma Comarch. Neben dem hat er mehrere Jahre als selbständiger Berater bei der Finanzierung von Prozesskosten, Peer2Peer-Kreditmarktplätzen und anderen Online-Projekten für Banken gearbeitet.

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