“Italienische Banken erwarten eine große Welle an neuen NPLs”
Francesco Paolo Bellopede ist seit Anfang 2019 für den Frankfurter Kreditmarktplatz Debitos als Country Manager in Italien aktiv. Im Interview spricht er über die Themen des NPL&UTP-Kongresses in Verona, die Kooperation von Debitos mit doValue sowie die Folgen der Coronakrise für Italiens Banken.
Francesco, Du hast for wenigen Wochen am NPL & UTP-Kongress in Verona (Link) teilgenommen. Was waren die Hauptthemen, die während der Veranstaltung diskutiert wurden?
Die Hauptthemen waren NPL- und UTP-Markttrends mit besonderem Fokus auf Italien. Banken, Aufsichtsbehörden, der ehemalige Finanzminister und Finanzinvestoren, die im Distressed-Sektor tätig sind, waren auch anwesend. Ich selbst habe an einem Roundtablegespräch teilgenommen, bei dem die Themen UTP („Unlikely to pay“) und neue NPL-Plattformen als Sekundärmärkte behandelt wurden.
Welche Konsequenzen erwarten die italienischen Banken angesichts der aktuellen Coronakrise?
Italienische Banken erwarten eine große Welle an neuen NPLs – verschiedene Quellen schätzen das neue NPLs im Wert von 60 bis 80 Mrd. Euro entstehen werden. Es wird angenommen, dass es in Italien im 1. und 2. Quartal 2021 zu ersten Insolvenzen kommen wird, je nachdem, wann die derzeitigen Moratorien des italienischen Staates für Kredite und andere vorübergehende Maßnahmen aufgehoben werden. Als Folge der Coronakrise gibt es zudem Gerüchte über mögliche Fusionen zwischen nationalen Großbanken und die Einrichtung nationaler Bad Banks nach früheren Beispielen. Bei der Veranstaltung in Verona wurde auch heftig über die Neudefinition von Ausfällen während der Pandemie diskutiert, um prozyklische Auswirkungen auf den Finanzsektor zu vermeiden.
Welche Rolle können Transaktionsplattformen bei der Bewältigung einer NPL-Krise spielen?
Während des Roundtables haben Debitos und doValue gezeigt, dass Plattformen wie doLook eine große Hilfe bei der Abwicklung einer wachsenden Zahl neuer ausgefallener Positionen sein können – dank des Einsatzes digitaler Tools in einem standardisierten und transparenten Auktionsprozess. Das Portal doLook beispielsweise ist im Mai 2020 mit 500 Listings gestartet und steht jetzt bei mehr als 11.000. Dies zeigt, dass Transaktionsplattformen tatsächlich eine echte Alternative sind, weil sie auch eine Vielzahl von NPLs, die durch die Coronakrise entstehen, behandeln könnten. Darüber hinaus kann die Plattform sogar eine Reihe von kleinen bis mittleren Käufern von NPL-Positionen erreichen, indem sie die lokalen NPL-Märkte auf einem benutzerfreundlichen und kostenlosen Portal zusammenfasst.
Und wie denken die Stakeholder über Transaktionsplattformen, beispielsweise die europäischen Regulierungsbehörden?
NPL-Transaktionsplattformen waren Hauptthema eines kürzlich stattgefundenen Roundtables in Brüssel. Die wichtigsten Regulierungsbehörden wie die EZB, die EBA und die Europäische Kommission werden bald empfehlen, solche standardisierten und transparenten Abwicklungsmechanismen zu nutzen, um mit dem durch die Coronakrise gestiegenen NPL-Volumen umzugehen. Die wichtigsten Stakeholder wie Banken, Loan Servicer, Fonds und Investoren widmen diesem Thema große Aufmerksamkeit, insbesondere in Italien, wo die Gerichte im Jahr 2020 aufgrund der Corona-Krise für mehrere Monate geschlossen waren. Außergerichtliche Abwicklungsprozesse wie Kreditverkäufe unter Nutzung von Transaktionsplattformen könnten eine Win-Win-Situation für Verkäufer und Käufer der Kredite darstellen.
Ein Interview mit Francesco, das von SkyTg24-Finanzjournalistin Mariangela Pira bei der Veranstaltung in Verona geführt wurde, finden Sie hier. (Sprache: Italienisch)