September 16, 2016 11:28 am

Hanjin-Shipping-Insolvenz: Pleite-Sog für die Container-Schifffahrt?

Die Auswirkungen der Insolvenz der südkoreanischen Hanjin-Reederei sind auf allen sieben Weltmeeren und vor allem auch in zahlreichen Häfen rund um den Globus zu sehen und zu spüren. Die nun unter Zwangsverwaltung stehende weltweit 7. größte Linienreederei war bereits Ende August Pleite gegangen. Die Fakten: Offene Forderungen in Höhe von über 4 Milliarden US-Dollar (rund fünf Milliarden Euro), 533 Millionen US-Dollar an ausstehenden Zahlungen, Fracht im Wert von 14 Milliarden US-Dollar, die auf insgesamt 141 Schiffen irgendwo auf den Ozeanen oder in Häfen auf Anlegen oder Löschen wartet.
All diese Zahlen bestätigen, was Gerry Wang, CEO des kanadischen Schiffsbau- und -transportunternehmens Seaspan als “nuclear bomb on the supply chain” betitelte. Die kurzfristigen Folgen spiegeln sich aktuell in zweistellig steigenden Frachraten für fast alle maritimen Routen wie auch in einer entsprechenden Marktbereinigung wider. Langfristig ist gar zu befürchten, dass Korean Air Lines als Hauptanteileigner von Hanjin Shipping, unter der Insolvenz leiden wird.
Rettung aus höchster Liquiditätsnot in Sicht?
Auch in Hamburg sitzt ein Hanjin-Containerschiff fest, zwar mit gelöschter Ladung, dafür aber auch mit ungewisser Perspektive, darf es seinen Zielhafen Rotterdam doch nicht anlaufen. Überhaupt weigern sich zahlreiche Häfen, die Schiffe der insolventen Reederei in Empfang zu nehmen und deren Ladung zu löschen, da sie befürchten, am Ende auf ihren offenen Forderungen sitzenzubleiben. Derweil scheinen sich nebulöse Zeichen einer möglichen Rettung abzuzeichnen. So soll die Reederei nun finanzielle Hilfe von Hanjin Shipping Ex-CEO Choi Eun-young erhalten. Die ehemalige Chefin des Unternehmens will einer Meldung der koreanischen internationalen Handelsorganisation KITA zufolge 10 Milliarden Won (fast 9 Millionen US-Dollar) zur Rettung des insolventen Unternehmens beisteuern.
Besonders brisant ist dabei, dass Choi Eun-young von vielen als die eigentliche Verantwortliche für die Pleite der Reederei gilt, stieg doch gerade unter ihrer Führung (2006 – 2014) die Schuldenquote von Hanjin von 150 % auf 1.400 %. Gemeinsam mit den 60 Milliarden Won (etwa 54 Millionen US-Dollar) von Korean Air Lines, den 40 Milliarden Won (etwa 36 Millionen US-Dollar, die Cho yang-ho als CEO der Muttergesellschaft Hanjin-Group aus seinem Privatvermögen beisteuern will, und möglichen Erlösen aus dem Verkauf der Reederei-eigenen Frachtschiffe unter anderem wohl auch an Hyundai Merchant Marine, ergäbe sich so zwar eine größere Summe, doch würde diese bei Weitem nicht ausreichen, die offenen Forderungen der Hanji Shipping auch nur annähernd zu decken.
Debitos nutzen und Insolvenzverfahren abkürzen
Sicher scheint, dass die Hanjin-Shipping-Insolvenz noch viele kleinere und größere Seebeben für die sowieso schon krisengebeutelte Branche auslösen wird. Der US-Kreditversicherer Marsh geht beispielsweise davon aus, dass die weitreichenden Auswirkungen erst jetzt beginnen, sich im Detail und für alle Beteiligten zu zeigen: “We expect that the wider ramifications of such an important company failure are only beginning to unfold.” Gerade die zahlreichen Hanjin-Gläubiger müssen nun wissen, wie sie wenigstens einen Teil ihrer offenen Forderungen gegen die insolvente Reederei retten können.
Mit unserer Debitos-Forderungsbörse haben wir eine Online-Plattform geschaffen, die Gläubigern einen schnellen und intelligenten Ausweg aus solchen Dilemmata schafft. Denn hier können neben ausgefallenen Forderungen, Non-Performing-Loans und (un)besicherten Krediten auch Insolvenzquoten im transparenten Auktionsverfahren verkauft werden – bei einer unübertroffenen Transaktionsgeschwindigkeit, maximierten Verkaufserlösen und einer signifikanten Reduktion des Koordinationsaufwands. Mittlerweile bieten etwa 420 Investoren – vornehmlich Fonds, Investmentbanken, Inkassounternehmen und Rechtsanwälte – mit einem Kapital von 1,3 Milliarden Euro auf von über 1400 Verkäufern eingestellte offene Forderungen. Am Ende profitieren Gläubiger vor allem von einer Abkürzung langwieriger Insolvenzverfahren. Und nicht nur in Sachen Hanjin ist das eine merkliche Erleichterung.

Dieser Artikel wurde verfasst von Marcello Buzzanca

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