Dailycer Insolvenz offenbart Schwächen des ESUG
Bereits vor einigen Monaten berichteten wir über die Insolvenz des Cerealienproduzenten Dailycer berichtet. Europas größter Hersteller von Frühstücksflocken hatte Mitte Juni Insolvenz in Eigenverwaltung bei den Amtsgerichten Lüneburg und Tangermünde beantragt und sich so drei Monate Zeit verschafft, um gemeinsam mit dem Insolvenzverwalter Torsten Voss ein tragfähiges Konzept zur Sanierung des Unternehmens vorzulegen. Voss wurde zudem als Geschäftsführer eingesetzt und berief in dieser Funktion den Dresdner Anwalt Andrew Seidl als ESUG-Sachwalter, um gemeinsam ein Sanierungskonzept zu erarbeiten. Das Team Voss-Seidl hatte bereits in der Vergangenheit in Sachen Insolvenzverwaltung zusammengearbeitet, ist aber bisher noch nicht auf Debitos als Lösung für Liquiditätsengpässe gekommen. Vielleicht ist das in diesem Fall aber auch besser so.
Richter sieht Nähe von Voss und Seidl problematisch
Nachdem die größten Gläubiger im Gläubigerausschuss ihr Einverständnis erklärt hatten, akzeptierte auch das Gericht in Stendal Andrew Seidl als Sachwalter für die Insolvenz in Eigenverwaltung von Dailycer. Allerdings äußerte der zuständige Richter Ende August „erhebliche und begründete Zweifel“ an der Unabhängigkeit des Sachwalters. Schließlich sei dieser das Kontrollorgan, welches im Sanierungsverfahren die Geschäftsführung überwachen soll. So entschied der Richter auch gegen das Votum des Gläubigerausschusses und setzte mit Prof. Dr. Lucas Flöther einen anderen Sachwalter ein. Nun stehen sich auf der einen Seite Voss, Seidl und der Gläubigerausschuss und auf der anderen Seite das Landgericht Stendal und der neue Insolvenzverwalter Flöther gegenüber. Während Voss darauf pocht, dass seine Geschäftsbeziehungen zu Andrew Seidl nicht gegen dessen Posten als Sachwalter sprächen, besteht das Gericht auf Unabhängigkeit des Beauftragten vom Geschäftsführer und den Gläubigerbanken. Im November muss nun eine Gläubigerversammlung stattfinden, um dort einen neuen Sachwalter zu wählen.
Liquidität dank Debitos statt juristischer Fallstricke
Der Fall Daylicer zeigt, dass das neue Insolvenzverfahren nach dem ESUG auch in sein Gegenteil verkehrt und statt einer unbürokratischeren Rettung einen komplizierten Rechtsstreit nach sich ziehen kann. Dieser blockiert das Tagesgeschäft und ist somit auch schädlich für die angestrebte Sanierung. So standen die Müsli-Mühlen in Tangermünde wochenlang still, weil der von der Deutschen Kreditbank vergebene Massekredit wegbrach. Dies fördert natürlich nicht gerade das Interesse potenzieller Investoren und Gläubiger. Der Verkauf offener Forderungen über die Debitos Forderungsbörse hingegen schafft sofortige Liquidität und beruhigt damit alle Beteiligten eines Insolvenzverfahrens.