Banken in Europa: Angst vor Kreditausfällen steigt
Auch US-Geldinstitute kämpfen mit den Folgen der Coronakrise
Die Furcht vor Kreditausfällen in den europäischen Geldhäusern nimmt zu – besonders in Südeuropa. Italien und Spanien sind von der Corona-Pandemie stark betroffen, was die einheimischen Unternehmen in arge Bedrängnis bringt. Und das Finanzpolster, das sich besonders die Banken in Italien im vergangenen Jahr aufgebaut haben, ist längst verpufft. An der Mailänder Börse zählen die italienischen Institute Tag für Tag zu den Verlierern. Mittlerweile haben sie die Hälfte ihres Börsenwerts verloren.
Italien: NPL-Quote steigt wohl wieder an
Italiens Banken haben den Anteil ausgefallener Kredite in ihren Bilanzen in den vergangenen Jahren massiv gesenkt. Doch Ende 2019 beträgt die NPL-Quote noch immer rund acht Prozent (EU-Schnitt: 4 %). Jetzt besteht die Gefahr, dass der Anteil von Non-Performing Loans in den Büchern der Geldhäuser wieder massiv steigt. Denn die Produktion in Italien ist seit Februar quasi zum Erliegen gekommen. Der Industrieverband erwartet Ausfälle in Milliardenhöhe.
Spanien: Banken als wichtige Stütze
Auf der iberischen Halbinsel ist man da aktuell noch optimistischer. In Spanien haben die Banken ihre Rentabilität seit der Immobilienkrise massiv gesteigert. Die spanischen Geldhäuser seien in einer guten Verfassung, glaubt Marco Troiano von der Ratingagentur Scope. Auch der spanische Zentralbankchef Pablo Hernández de Cos sagt, die Banken „sind besser kapitalisiert und haben einen wichtigen Prozess zur Bereinigung ihrer Bilanzen durchgeführt.“ Die Hoffnung ist groß, dass die Geldhäuser – anders als 2008/09 – in der bevorstehenden Krise eine wichtige Stütze sein werden.
Bank of America: Aufschub von Zahlungen
Auch in den USA wollen die Banken zeigen, dass sie in der aktuellen Krise nicht Teil des Problems, sondern Teil der Lösung sind. Die Bank of America hat bereits angekündigt, allen von der Coronakrise betroffenen Privatkunden und kleinen Unternehmen zu erlauben, fällige Zahlungen für Hypotheken, Kreditkarten und Autokredite aufzuschieben. Auch Hypothekenzahlungen dürfen 90 Tage oder noch länger verschoben werden – bis die Krise vorüber ist.
US-Banken: Erst Wall-Street-Schock dann Firmenpleiten
Die größten Geldhäuser in den USA haben ebenfalls schon betont, die Bevölkerung in der aktuellen Coronakrise zu stützen. Doch wurden gerade in den Vereinigten Staaten die möglichen Auswirkungen der Pandemie lange unterschätzt. Zwar hat die Regierung Trump mittlerweile Zahlungen in Höhe von zwei Billionen Euro an Unternehmen und Privatpersonen in Aussicht gestellt. Doch bis die Gelder fließen, könnten viele schon in die Pleite gerutscht sein. Nach dem Schock an der Wall Street droht den Banken also die nächste Krise.
Handelsblatt/Europa, Handelsblatt/USA